Sonntag, August 19, 2007

Babel - Zuhören und Miteinander sprechen



Mein Religionsunterricht in der Grundschule war wohl einer der Stunden, für die mein Lehrer sich kaum oder ich behaupte gar nicht vorbereiten musste. Denn mein Religionslehrer las vor. Aber er las nicht irgendetwas vor, sondern er las aus einer Kinder-Bibel vor, während wir malen durften. Wir haben immer die Geschichten gemalt, die uns vor gelesen wurden, zumindest sollten wir das. Ich glaube, dass dieser Unterricht mir sehr viel mehr an Wissen gebracht hat, als mein späterer Konfirmandenunterricht...

Gestern Abend stand ich in der Videothek (mmmh inzwischen vielleicht DVD-Ausleiher, DVDthek, wie auch immer...) und stand vor dem Film "Babel". Das Cover sprach mich an. Ich nahm es aus dem Regal und erinnerte mich, das ein befreundetes Pärchen, als es im Kino diesen Film sah, sehr geschimpft hatte: "Nee, der ist grausam gewesen, immer wieder so Versatzstücke mit nur Untertiteln, scheiße." Zugegebener Maßen hatte ich bis dahin noch nichts von diesem Film gehört und habe diesen Kommentar so hingenommen.
Doch gestern las ich den Kommentar auf der Rückseite und der sprach mich sofort an:
Ein Schuss hallt durch unwegsames marokkanisches Hinterland. Von zwei jungen Ziegenhirten abgefeuert, verletzt er die amerikanische Touristin Susan in einem Reisebus. Ohne ärztlichen Versorgung versucht ihr Mann Richard, das Leben seiner Frau zu retten. In San Diego sieht sich die mexikanische Kinderfrau gezwungen, die Reise zur Hochzeit ihres Sohnes abzusagen. Auf Drängen ihres Neffen entschließt sie sich aber doch, die Fahrt anzutreten und die Kinder des Paares mit nach Mexiko zu nehmen. Die in Tokio lebende taubstumme Chieko ahnt noch nicht, dass die Ereignisse unmittelbar auch ihr Leben und das ihres Vaters beeinflussen werden...

Ich versuchte mich zu erinnern, was in der biblischen Geschichte über den Turmbau zu Babel passiert war. Versuchte mich an das Bild zu erinnern, was ich gemalt hatte, aber viel mehr als ein Turm viel mir nicht ein. Bis mir bei dem Kommentar auffiel, das Menschen verschiedenster Herkunft scheinbar durch einen einzigen Schuss verbunden wurden. "Ach ja, der Turmbau zu Babel ist die Geschichte über das Entstehen der Sprachen auf der Welt als eine Strafe Gottes." (Ob ich Sprachenvielfalt an sich im Nachhinein nun wirklich als Strafe zu sehen ist, dass wäre Stoff für einen weiteren Post...)
Und um Probleme der Kommunikation, des Andersseins und der Vorstellung, dass jemand anders sein muss, der aus einer anderen Kultur stammt, um Vorurteile, Um Kultur an sich. Um all dies geht dieser Film. Die Einfachheit der Dinge, die dort Geschehen macht ihn auf eine weise grausam. Ich wurde immer wieder wachgerüttelt und habe gemerkt, durch welche einfachen Dinge Probleme entstehen können:

Der Schuss, der eine amerikanische Frau fast tötet,von einem Jungen aus kindlichem Leichtsinn auf den Touristenbus abgefeuert, weil der Junge nicht glaubt, dass die Waffe, die er in Händen hält, soweit schießen kann, löst eine Nachrichtenmeldung über Terroristen in Marokko aus.




Das taube japanische Mädchen, dass einfach nur geliebt werden möchte, nach dem Selbstmord ihrer Mutter, und die sich daher häufig zu offen dem anderem Geschlecht präsentiert und ständig zurückgewiesen wird, so dass sich sich in Drogen stürzt und sich nackt vor einem Polizisten stellt, damit er ihr Zuneigung entgegen bringt.




Das mexikanische Kindermädchen in San Diego, dass einfach nur die Hochzeit ihres Sohnes in Mexiko mit erleben will, und die durch den ungeduldigen Neffen und durch den zu skeptischen Grenzbeamten mit zwei Kindern allein in der Wüste landet.




Erinnert hat der Film mich an L.A. Crash. Auch in diesem Film geht es um verschiedene Kulturen, auch hier geht es um Kommunikationsprobleme, auch dieser Film wird in Episoden gezeigt, aber er spielt nur im Stadtgebiet von Los Angeles. In Babel geht es um Episoden in Marokko, Mexiko/USA und Japan. Das besondere an den Episoden ist, dass sie zeitlich versetzt ablaufen. Die Episode in Mexiko läuft zwei Tage später ab als die Episode in Mexiko und die Episode, die in Tokio spielt, dürfte ungefähr drei bis fünf Tage später passieren. Dennoch bleibt die Spannung durchweg erhalten. Er hat mich sehr angerührt, hat bei mir mehr Gefühle der Angst, Spannung hervorgerufen als jeder Action oder Horrorfilm. Und das auch wegen der grandiosen Szenen in denen man einfach nur die ruhige Hintergrundmusik hört, während auf dem Bildschirm eine hektisch alles durcheinander läuft.

Sicherlich keine einfache Kost, aber unbedingt sehenswert.

Bilder von imdb und www.babel-derfilm.de.

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1 Comments:

At 19 August, 2007 12:57, Blogger strategoo said...

hej.....

ja, ein genialer film. auch der soundtrack. aber wie du schon sagst keine einfache kost.

wenn man "21 Gramm" gesehen hat, dann mag man diesen film denke ich auch! den musst du dir mal ausleihen, ist vom selbem regisseur.


http://www.apple.com/trailers/universal/elizabeththegoldenage/

 

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