Samstag, Januar 08, 2011

Das erste Buch im neuen Jahr
























"Wie Mr. Rosenblum in England sein Glück fand" von Natasha Solomons habe ich innerhalb von nur zwei Tagen durchgelesen. Ein Grund war dafür das gute Buch, aber auch das Etwas mehr an Zeit, das ich nach Silvester hatte.
Die Geschichte von Mr. Rosenblum ist genau so, wie es das Cover bereits vermuten lässt: leicht, blumig, ein wenig verspielt und lustig. Und dass obwohl die Ausgangssituation eine Zeit ist, die gar nicht rosig ist. Herr Rosenblum und seine kleine jüdische Familie fliehen nämlich aus Nazi-Deutschland und landen 1937 in London. Sein sehnlichster Wunsch ist dazuzugehören und so liest er die Einwanderer-Broschüre ganz genau und beginnt eine Liste mit Dingen, Verhalten,... die typisch Englisch sind. (Im Original heißt das Buch auch Mr. Rosenblum's List) Und so wird aus Herr Rosenblum schließlich Mr. Rosenblum.
Der Anfang verläuft auch reibungslos. Er macht sich mit einer Teppichfabrik in London sehr erfolgreich selbsständig und verdient eine Menge Geld. Er fühlt sich wohl. Besitz Stock, Hut und einen Jaguar. Seine Tochter lernt schnell Englisch und ist gut in der Schule. Einzig und allein seine Frau ist traurig und unzufrieden. Sie vermisst ihre Eltern, ihren Bruder, ihre deutsche Heimat und ihre jüdischen Traditionen, die ihr Mann zu vergessen scheint.
Mr. Rosenblum hat aber nur eins im Kopf: Engländer zu werden. Und dazu gehört schlussendlich auch eine Mitgliedschaft in einem Golfclub... die ihm aber leider nicht zu Teil wird. Niemand will ihn aufgrund seiner deutsch-jüdischen Herkunft aufnehmen... Was tun sprach Zeus? Selbst einen Golfplatz bauen.
Und dieses Unterfangen schildert Natasha Solomons auf eine so wunderbare Weise. Mit sehr viel Witz und Charme schreibt sie über die Probleme (die rein faktisch gesehen wirklich schlimm sind) von Mr. Rosenblum und seiner Frau. Immer wieder muss man so über (die Naivität von) Mr. Rosenblum lachen, der so sehr bemüht ist Engländer zu sein, dass er es gerade dadurch nicht ist. Im Gegenteil in dem kleinen Örtchen, in dem er ein Haus und das nötige Land für seinen Golfplatz gekauft hat, fällt er auf wie ein bunter Hund.
Doch nichts, auch nicht das gemeine, englische Wollschwein, hält ihn auf, seinen Golfplatz zu bauen.
Ein Buch mit einer wunderschönen Geschichte, fantastischen Naturbeschreibungen: Ich kann die Lieblingsrose von Mr. Rosenblums Frau immer noch riechen und auch der Garten und das kleine Cottage habe ich noch genau vor meinen Augen.
Schon in "Der Geschmack von Apfelkernen" haben mir diese Garten- und Kochbeschreibungen gefallen. Ich war zwischendurch kurz davor selbst einen Baumkuchen zu backen und Frikadellen und Kartoffebrei habe ich dann ja tastächlich gekocht (auch wenn es im Buch Hähnchenfrikadellen sind).
Mr. Rosenblum's List ist eine lustige, kleine Geschichte, die zeigt, dass auch große Probleme ihren Charme und Witz haben können, und dass es sich nicht lohnt sich lange zu grämen, sondern man sein Schicksal in die Hand nimmt und macht.

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