Murakamis Welt
Haruki Murakamis Welt ist und bleibt die Schönste für mich. Sein neues Buch "Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki" ist eins seiner realistischeren Werke, ähnlich wie Naokos Lächeln. Und doch verschwimmen immer wieder Traum und Wirklichkeit und am Schluss erfährt man wie in seinen Werken zuvor alles und doch nichts.
Tsukuru Tazaki verliert auf einmal seine vier besten Freunde, seine eingeschworene Clique, die von heute auf morgen den Kontakt zu ihm abbricht. - Und niemand sagt ihm warum. Erschüttert und verstört zugleich verdrängt er das Problem und erst Jahre später bringt ihn eine Frau, die er kaum kennt, dazu seine alten Freunde wieder zu suchen.
Die Sprache und die Welt die Murakami (und Übersetzerin Ursula Gräfe) wieder einmal heraufbeschwören ist unvergleichlich.
Ich hätte mir manchmal noch mehr Verbindung von "echter" und Parallelwelt gewünscht, die mich zum Beispiel in "1q84" oder "Kafka am Strand" immer wieder haben staunen und rätseln lassen. Aber nichtsdestotrotz lässt mich Murakamus Welt nie wieder los. Die Protagonisten, die immer wieder isoliert vom Rest der Welt leben, und meist nur eine Person und/oder ein Musikstück, die sie wieder in die Gesellschaft holen oder in eine Parallelwelt. Das Japan, das voller junger, strebsamer, gut gekleideter Mittdreißiger ist, die sich zum Reden fast immer in Cafés und Restaurants treffen, in denen klassische Musik läuft. Ich liebe es und hoffe, dass ich in meinem Leben noch ganz viele Murakamis lesen werde.
Wer noch nie einen Murakami gelesen hat, den habe ich bisher immer seine Kurzgeschichtenbände ans Herz gelegt, aber von nun an empfehle ich Murakami-Einsteigern "Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki"!